02.10.2024 :: René H. Bartl
Bald habe ich bemerkt, wie sehr man Menschen mit Ironie und Zynismus treffen und verletzen kann. Das brachte mir dann auch die einzige Ohrfeige einer Frau ein, die ich je bekommen habe.
Zynismus ist eine Haltung, Denk- und Handlungsweise, die durch beissenden
Spott geprägt ist und dabei oft bewusst die Gefühle anderer Personen oder gesellschaftliche Konventionen missachtet. Es war für mich nicht einfach, mir diese verachtende Form der Kommunikation abzugewöhnen. Tief in mir drin ist sie aber immer noch fest verankert und ich muss mich darauf konzentrieren, sie nicht anzuwenden.
Wenn ich mich gedanklich mit der Menschheitsentwicklung auseinandersetze, kommt mir einiges an ihrer Prägung als sehr zynisch, ironisch, sarkastisch und voller Spott vor. Nachfolgend verzichte ich auf jegliche Beschönigung. Ich weiss, dass man alles auch anders sehen und schönreden kann. Ich weiss aber auch, dass jeder Mensch in seinem Innersten auch gut und schön ist.
Unter
Ironie verstehe ich, dass die sprechende Person oft auch etwas behauptet, das ihrer wahren Einstellung oder Überzeugung nicht entspricht, diese jedoch für ein bestimmtes Publikum ganz oder teilweise durchscheinen lässt. Sie kann dazu dienen, sich von den zitierten Haltungen zu distanzieren oder sie in polemischer Absicht gegen angesprochene Personen zu wenden. Da die Absicht eines Spottes nur dem Spötter oder der Spötterin selbst bekannt ist, ist eine Unterscheidung von aussen äusserst schwierig. Den Begriffen gemeinsam ist die Tatsache, dass der Angreifer oder die Angreifende weniger Gegenangriffsfläche bietet, als wenn er oder sie sachlich vorgehen würde (auf Wikipedia z.B. kannst Du noch viel mehr und Interessantes darüber lesen).
Als Philanthrop (Menschenfreund) und als Mensch für den Ungerechtigkeiten beinahe unerträglich sind, muss ich über die Missachtung der aktuellen Situation in Drittweltländer oder von Krieg und Gewalt vertriebenen Menschen schreiben. Denn wer sich vermeintlich auf der Seite der Mächtigen, der Starken und der Sieger wähnt, kann morgen ein Mitglied einer "Randgruppe" sein. Ich denke nicht verachtend über "Randgruppe", denn ihre Systeme sind oftmals gefestigter, konflikterprobter und verbindlicher als jene der sogenannt integrierten und angesehenen Kreise. Ihre Sprache ist ehrlicher, konkreter und direkter, wenn manchmal auch etwas roher. In der Schweiz zählen verschiedene Gruppen zu den Randgruppen, darunter Menschen, die von Armut betroffen sind. Im Jahr 2022 waren etwa 702.000 Personen oder 8,2% der ständigen Wohnbevölkerung von Einkommensarmut betroffen. Zusätzlich gibt es andere Randgruppen wie Drogenabhängige, Obdachlose und Menschen mit Migrationshintergrund, die ebenfalls als nicht vollständig integriert gelten. (s. auch unter Wikipedia)
Es erscheint mir als sehr zynisch, ironisch, sarkastisch und voller Spott, wenn Völker der sogenannt "ersten Welt", deren Wohlstand und Vermögen ursprünglich vorwiegend in der sogenannt "dritten Welt" erbeutet wurde, heute nicht bereit sind etwas zurückzugeben. Es reicht nicht, mit Spendengeldern zu helfen, wenn etwas total eskaliert oder zerstört ist. Damit beruhigen wir zwar scheinbar unser Gewissen, demütigen die betroffenen Menschen aber gleichzeitig, weil wir ihnen zu verstehen geben, dass sie von uns abhängig sind. Nur die Einsicht, dass wir mit allen Menschen dieser Erde alles gleichermassen teilen müssen, ist ein Weg zur Gleichstellung und damit zum "Weltfrieden".
Haben sich in frühen Zeiten nicht (z.B.) die Römer riesige Regionen zu Untertanen gemacht? Ab dem 15. Jahrhundert besetzten europäische Grossmächte Gebiete auf anderen Kontinenten. Zunächst waren es die Portugiesen und Spanier, dann zogen andere Staaten nach. Der Handel mit Gewürzen und Rohstoffen versprach Reichtum und Macht. Dabei wurden Millionen von Menschen vertrieben, vergewaltigt, versklavt oder getötet. (s. unter Planet Wissen)
Haben in dieser Zeit nicht die Portugiesen und Spanier die Kulturen in Südamerika ausgeraubt und zerstört? Haben sich nicht die Engländer in den Kolonien in Indien bereichert? Haben nicht die Holländer sich in Südafrika breit gemacht? Haben nicht auch die Schweizer ihre Verbrecher nach Amerika und Australien "ausgesiedelt"? Haben nicht die Franzosen in Afrika und unter Napoleon weit über Europa hinaus gewütet? Haben nicht die Deutschen im ersten und zweiten Weltkrieg für grösste Vernichtung gesorgt? Haben nicht die Amerikaner und die Engländer den Irak ihres Öles wegen in eine zerstrittene Region getrieben und dabei zuerst die Iraner als Freunde zugezogen. Freunde, die später wieder Feinde wurden? Haben nicht die Amerikaner während dem kalten Krieges die Taliban zu Kämpfer gegen Russland ausgebildet, die beide später ihre Feinde wurden? Haben nicht die Religionen andersdenkende, auch unter Gewaltanwendung, zu bekehren versucht oder diese gar vernichtet? Haben sich nicht Menschen schamlos an Bodenschätzen bereichert und dazu andere Menschen ausgenutzt und deren Gesundheit zerstört? Noch heute graben Kinder, nach einem Einstieg durch enge Löcher, tief in der Erde nach jenem Gold, mit dem wir den Wert unseres Geldes absichern. Gold, das vor allem in der Schweiz verarbeitet wird. Es gäbe unzählige weitere Beispiele, aber die sind den geneigten Leser und Leserinnen bekannt, wenn sie es wissen wollen.
Wie lange glauben wir noch daran, dass die Mächtigen und Reichen die Welt regieren und man mit Krieg Frieden erzwingen kann? Wann hatte jemals Gewalt zu Frieden geführt? Gewalt erzeugt Gegengewalt, Unterwürfigkeit erzeugt Hass etc., das wissen wir alle! Vorübergehende Beruhigung lässt ein Feuer schwelen, das leicht wieder ausbrechen und sich entzünden kann.
Wie lange überlassen wir die armen, leidenden und hungernden Menschen ihrem Schicksal. Einst sagte mir ein junger Banker: "Es gibt eben Menschen, die leben zur falschen Zeit am falschen Ort." Er zeichnete eine Gerade und schnitt davon auf beiden Seiten einen Zentimeter ab. Seine weiteren Worte: "Sich für diesen beidseitigen Zentimeter einzusetzen ist sinnlos, denn sie werden es nie irgendwo hinbringen!" Ich ermahnte ihn mit einem brutalen Beispiel, welches aufzeigen sollte, wie schnell ein Mensch (auch er) zu diesem Zentimeter gehören kann: "Überlege mal was Dir geschehen kann, wenn Deine Frau vergewaltigt wird und sich nie mehr davon erholt oder wenn Dein über alles geliebtes Kind von einem Auto überfahren wird. Was wenn Du selbst arbeitslos, krank, schwach und hilflos wirst? Wärst Du in solchen Situationen nicht froh darüber, als Mensch von Menschen unterstützt zu werden? Freunde zu haben, die Dich auch dann "aus dem Schlamm" ziehen, wenn Du nichts mehr hast und nicht mehr weiter weisst?" Er war darauf bedacht, das Thema zu wechseln!
Wäre nicht in unserem System und auf der ganzen Welt Wiedergutmachung angesagt? Müssten nicht die heute reichen Länder und Menschen Verantwortung übernehmen? Es wird immer Menschen geben, die mehr haben als andere. Das ist aber nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass die "Schere" zwischen Reich und Arm schon immer gross war und in dieser Zeit immer grösser wird. Auch die Mittelschicht teilt sich inzwischen in jene, die gut leben können und jene, die sich gut und bedacht einteilen müssen. Wir sehen und wissen das alle, sind aber (noch) nicht bereit daran etwas zu ändern. Die Konsequenzen dieser Entwicklung wären spürbar, wenn man sie wahrnehmen möchte. Noch immer sind die Augen geschlossen. Ich denke, dass wir in absehbarer Zeit dazu gezwungen sein werden, diese zu öffnen!
Wenn wir in der Weltgeschichte zurückblicken, hat sich einerseits vieles verändert (Lebensstandarte, Wissen, Forschung, Medizin, Technik, etc.), andrerseits ist der Mensch so geblieben, wie er immer war. Hab- und machtsüchtig, gierig, egoistisch und vor allem darauf bedacht, seine eigenen Vorteile in den Vordergrund zu stellen. Die kommenden Generationen werden ausbaden müssen, was wir heute anrichten. Ist das korrekt?
Wir sind immer noch nicht im Stande alle Menschen dieser Erde als gleichwertig zu betrachten, obschon wir dies könnten und müssten. Wir sind nicht fähig Strassenkindern, Kindersoldaten, traumatisierten und hungernden Kindern eine Zukunft zu bieten. Ohne Schul- und Ausbildung werden sie auch nie eine faire Chance bekommen. Migrationsströme (die es immer schon gab), unbegleitete minderjährige Asylbewerber und Asylbewerberinnen (UMA) werden als Bedrohung für den eigenen Wohlstand betrachtet. Anstatt diesen Menschen, neben Sprachunterricht, ein Studium oder eine Berufsausbildung und damit eine Grundlage für ein eigenverantwortetes und selbständiges Leben anzubieten, verbieten ihnen unsere Gesetze sogar das Arbeiten in der Zeit, die sie bei uns verbringen. Die meisten wollen etwas lernen und/oder arbeiten. Sie sitzen zwei und mehr Jahre gezwungener Massen und ohne Tagesstruktur herum, langweilen sich, werden zunehmend depressiver und auffälliger. Wer ausgeschlossen und verachtet wird, nutzt das aus, was ihm bleibt, egal ob Ausländer oder Schweizer.
Viele Asylbewerber und Asylbewerberinnen sind aus Angst vor Krieg, Vergewaltigung, Tötung, Folter oder weil der Krieg ihnen ihre Städte und Dörfer und damit ihre Existenz gestohlen hat, in die erste Welt gekommen. Viele kommen auch (und werden noch kommen), weil ihnen die Natur ihre Existenz genommen hat. Sie sind oftmals mit der letzten Hoffnung jedes Risiko eingegangen, welches eine Flucht in ein erhofftes besseres Leben beinhaltet. Viele ihrer Landsleute sind schon in der Heimat, auf der Flucht oder irgendwo im Gefängnis gestorben, das wissen sie. Es werden in Zukunft weitere noch grössere Migrationsströme folgen, denn die Meere werden ganze Inselgruppen überschwemmen, ganze Ländereien werden austrocknen und unbewirtschaftbar sein. Menschen werden, um zu überleben und wegen Hunger, ihre Heimat gezwungener Massen verlassen müssen. Und wir im reichsten Land der Welt? Viele Leute begnügen sich damit darüber zu schimpfen und zu lästern, dass fremde Menschen ihre Heimat verlassen, um sich bei uns aushalten zu lassen. Sie betrügen sich immer noch selbst und glauben eine Insel inmitten von Unglück sein zu können!
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache! Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz 30.223 Asylgesuche gestellt, 5.712 mehr als im Vorjahr (+23,3 %). Für 2024 rechnet das Staatssekretariat für Migration (SEM) in seinem wahrscheinlichsten Szenario wiederum mit rund 30.000 (+/- 3.000) neuen Asylgesuchen. (s. Asylstatistik 2023) Ende August 2024 lebten rund 86.800 anerkannte Flüchtlinge in der Schweiz, was einen Anstieg von etwa 7 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2023 darstellt. Dieser Anstieg zeigt, dass die Zahl der anerkannten Flüchtlinge weiterhin wächst. Demgegenüber sind im Jahr 2023 insgesamt 95.242 ausländische Arbeitskräfte in die Schweiz eingewandert (geholt worden). Davon kamen 43.180 Personen für eine kurzfristige Erwerbstätigkeit und 52.062 Personen für eine langfristige Stelle. Bis Ende Juni 2024 sind 43.548 Arbeitskräfte aus der EU/EFTA in die Schweiz eingewandert, um eine unbefristete Stelle anzutreten. Dies stellt einen Rückgang von 5,7 % im Vergleich zum Vorjahr dar.
Mit andern Worten, für Arbeiten, die wir mit eigenen Leuten nicht besetzen können, holen wir massenhaft Fachleute in die Schweiz und fürchten uns vor Flüchtlingen. Es wäre wohl anständiger, jenen Menschen eine Chance zu geben, die wir noch ausbilden müssten. Das würde Zeit und Geld kosten, wäre aber ein grosser Dienst im Sinne der Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Das würde uns gut anstehen.
Wir fühlen uns, unseren Wohlstand und unsere Kultur bedroht! Wie schwach und unsicher muss ein Volk sein, welches so fühlt! Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) sagt "Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu geniessen." Es gibt Kreise in der Schweiz, die diese Menschenrechte aufheben wollen. Warum? Sie haben offensichtlich die Arroganz anzunehmen, einer besseren "Rasse" anzugehören. Erlebten wir das nicht schon anders? Ich denke da z. B. an die "Neger" die als rechtlose "Sklaven" nach Amerika geholt und ohne Menschenrechte und Würde ausgenutzt wurden. Noch heute werde Menschen als "Sklaven" oder (auch bei uns) als billige Arbeitskräfte missbraucht. Wir wissen es und tun kaum etwas dagegen.
Haben wir vergessen, wie arm die Schweiz 1863 war? Armut, Hunger und fehlende Arbeitsperspektiven trieben im 19. Jahrhundert viele Schweizer dazu, ihr Glück anderswo zu suchen, vor allem in Nord- und Südamerika. Hungersnöte, Naturkatastrophen, Armut und die zunehmende Industrialisierung zwangen viele Schweizerinnen und Schweizer im 19. Jahrhundert und im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zur Auswanderung. Zwischen 1850 und 1914 waren es über 300.000 Emigranten, welche die Schweiz verliessen. Da waren es wir, die auf das Wohlwollen anderer Menschen angewiesen waren. Verdrängen wir das? Oder wollen wir das vergessen?
Neben den Menschenrechten ist der Glaube an das Gute und die Liebe ein Fundament jeder Religion. Darin wären Wurzeln, die in ihrer Stärke zur Gleichheit und damit zum Frieden führen könnten. Die Menschen aber habe sich in religiöse Gruppierungen geteilt und auch hier dasselbe Phänomen. Jede Gruppe glaubt vor Gott, Allah, Mohammed, oder wem auch immer, die einzig Wahre zu sein. Welcher Irrglaube, welcher Irrtum. Wenn sich alle Religionen und Glaubensrichtungen dazu entschliessen könnten, andersdenkende als gleichwertig zu betrachten, wäre ein weiterer grosse Schritt zum Weltfrieden getan. Aber auch hier dasselbe Bild - "Hab- und machtsüchtig, gierig, egoistisch und vor allem darauf bedacht seine eigenen Vorteile in den Vordergrund zu stellen." Dafür wurden und werden Menschen ermordet, darum finden ethnische Säuberungen statt. Besser wäre doch wohl das Verständnis, dass es auf der ganzen Welt „nur“ Menschen gibt. Menschen, deren Sehnsucht es ist in Frieden und Liebe zu leben. Da sind wir doch alle gleich, unabhängig der Kultur, der Hautfarbe, der Religion und des Geschlechts.
Eine kleine privilegierte Schicht der Menschheit strebt voller Ehrgeiz nach technischen und medizinischen Fortschritten. Die Entwicklung der computergesteuerten Roboter, die als Helfer und Unterstützer der Menschen dar gepriesen werden, wird weiter dazu beitragen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und Menschen in Existenznöten geraten. Wir investieren beispielsweise eine Milliarde (CHF 1.000.000.000,00 - Eintausend Millionen), in ein 10-jähriges Projekt, welches das menschliche Gehirn nachbilden soll. Seit Jahren sind keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden und das Ziel wird wohl nie erreicht werden. Die weltweiten Militärausgaben erreichten im Jahr 2023 einen neuen Rekordwert. Im Jahr 2023 wurden weltweit Ausgaben von rund 2,44 Billionen US-Dollar getätigt. Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 haben vor allem europäische Staaten ihre Militärausgaben erhöht. Die größten nationalen Militärausgaben hatten jedoch weiterhin die USA. Dieses Geld könnte besser in Menschen ohne Hoffnung und ihre Zukunft investiert werden.
Es gäbe noch viele weitere Themen und Beispiele, welche sowohl der Vergangenheit wie der aktuellen Zeit ihren besonderen Stempel aufdrücken würde. Ich frage mich ernsthaft, ob die Menschheit als Ganzes überhaupt dazu befähigt sind aus ihren Fehlern zu lernen! Das Problem sind ja nicht die Fehler an sich, sondern viel mehr das „Nichts daraus Lernen“! Kann es sein, dass der Mensch im selbsterhaltenden Sinne das dümmste Wesen der Welt ist? Die Natur holt sich zurück, was zum Überleben notwendig ist! Die Tierherden folgen dem bestqualifizierten Leittier! Und der Mensch?
Ja, ich denke wirklich, Zynismus ist - "Die Welt so zu sehen, wie sie ist...!"
Was werden die jüngsten Generationen unserer Zeit mit dieser Hypothek, welche von ihren Vorgenerationen hinterlassen werden, wohl anfangen? Ich wünsche ihnen Weisheit, gute Kommunikation, viel Mut, viel Kraft, gutes Geschick und vor allem viel Ausdauer.